Ich möchte heute berichten von der unaufhaltsame Energie einer Idee, deren Zeit gekommen ist. Oder: Über die Kraft des Zusammenhaltens. “It’s your mind that creates the world” sagte bereits Buddha Shakyamuni vor 2500 Jahren. Und Pippi Langstrumpf begriff es wunderbar:
“Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Wir erschaffen uns die Welt nach unseren Vorstellungen, sehen, was wir sehen wollen und erleben uns und unsere Umwelt ganz subjektiv durch unsere persönliche
Welt-Sicht-Brille. Scheinbar finden Optimisten, „Schoßkinder des Glücks“ wie Gustav Gans etwa an jeder Ecke Lotterielose mit Hauptgewinnen und andere, sogenannte „Pechvögel“ scheinen am Ende nur in die Röhre zu gucken. Warum das so ist, kann hier nicht geklärt werden, aber ob es tatsächlich so sein muss, ist eine andere Frage. Die meisten Probleme beginnen im Kopf- aber die Lösung liegt glücklicherweise genau am selben Ort bereit. Die Lösung hört sich banal, fast zynisch an:
Ändere deine Gedankenmuster- und siehe dir deine veränderte Welt an.
Ein Beispiel: Deine innere Stimme sagt dir: „Das kannst du nicht!“? Frage sie:“ Wer bist du, mir das zu sagen? Gibt es dich überhaupt? Du bist nichts außer ein Phantom. Gegen ein kläffendes Phantom zu kämpfen, ist reine Zeitverschwendung.“
Eine Lösung: Höre nicht mehr auf die destruktiven inneren Stimmen, die dich klein halten wollen.
Wie oft fangen wir ein Projekt voller Enthusiasmus an, lassen uns aber bereits nach kurzer Zeit von inneren und äußeren Phantomen ins Bockshorn jagen, gehen in die Reihe zurück, senken den Kopf und sagen: „Ja stimmt, ich hätte es eh nicht geschafft. Gut, dass ich es eingesehen habe…“ ?
Man verbringt soviel Zeit mit dem Träumen eines „second life“ anstatt im „first life“ Teile seiner Träume zu verwirklichen. Im Kinderfilm „Rapunzel neu verföhnt“ schafft es Rapunzel mit dem bloßen Satz
“Hattet ihr denn nie einen Traum?“
eine ganze Räuberbande innehalten zu lassen, ja anderen verzückt zu offenbaren, wovon sie träumen. Einer wünscht sich, Klavier spielen zu können, ein anderer möchte Phantomimekünstler werden. Alle sind sich einig: „Und tief in mir da hab ich einen Traum!“
Träume, Inspirationen, Sehnsüchte sind vom Anfang unseres Lebens an tief in unserer Seele verborgen. Fragt man etwa Kinder danach, was sie werden wollen, was sie sich wünschen oder wovon sie träumen, können sie das ohne zu zögern benennen.
Und wir?
Wehmütig-lächelnd denken wir an unsere Kinderträume zurück und schauen so kritisch und beengt auf unser jetziges Leben: Was haben wir erreicht? Was haben wir mit unseren Träumen, Wünschen und Sehnsüchten getan? Das reale Leben besteht nicht nur aus Fantastereien und Träumen. Selbstverständlich gibt es äußere Umstände, die uns dazu zwingen Dinge zu tun, die uns nicht so besonders gefallen.
Die meisten von uns Eltern zum Beispiel haben Jobs, die wir vielleicht nicht gerade 100% lieben, üben sie aber weiterhin Tag für Tag aus- auch um unseren Kindern Träume und Wünsche erfüllen zu können (Ballet, Klavier, Markenklamotten, Reisen, Hobbies usw.). Dennoch:
Bei aller Opferungsbereitschaft sollte man sein eigenes Leben und vor allem seine eigenen Sehnsüchte nicht völlig aus den Augen verlieren.
Es ist sehr wichtig, sich immer wieder zu fragen: Lebe ich -wenigstens- zum Teil das Leben, was ich leben möchte? Und dann nachhorchen, was man fühlt. Bin ich zufrieden? Was möchte ich ändern?
Wenn man dann bemerkt, das man sich weit von seiner eigenen Seele entfernt hat ist es Zeit, eine Kursänderung vorzunehmen. Und von der Kraft, die aus einer solchen Kursänderung resultiert, möchte ich hier berichten:
Eigentlich wollte ich schon immer Schriftstellerin werden.
Schon als Kind habe ich Gedichte geschrieben, holprige Gehversuche mit begrenztem Wortschatz über Themen, die mich beschäftigten: Haustiere, Freundschaft, Geburtstage der Eltern. In der Schule war ich natürlich begeisterte Deutschschülerin. Aber fast alle Aufsätze, Gedichte, Kurzgeschichten, Romane und Tagebuchaufzeichnungen sind im Laufe der Jahre verschwunden, weggeworfen oder in den feuchten Kellerkartons verrottet. „Das ist nicht wirklich gut, nicht wert, aufbewahrt zu werden.“ flüsterten die Phantome. „Was habe ich schon zu erzählen?“ „Es gibt so viele gute Leute. Da ist kein Platz für dich.“ Der innere Monolog, die kläffenden Phantome des Geistes haben mich gut in Schach gehalten und ließen das literarische Pflänzchen verkümmern, noch bevor es seinen Kopf überhaupt aus dem Erdboden erhob.
Geschrieben habe ich trotzdem immer weiter- für die Schublade. Während meiner Universitätszeit in Tibet, schrieb ich in den Briefen nach Deutschland von meinen ohnmächtigen Gefühlen, als freie westliche Studentin in einem von Kommunisten besetzten Land zu leben und miterleben zu müssen, wie die Tibeter Tag für Tag an innerem und äußerem Raum verlieren.
Als ich einige Jahre später alleine mit einem Kleinkind zur Forschung in ein buddhistisches Kloster nach Ladakh reiste, waren meine „Briefe aus Ladakh“ eine wichtige emotionale Stütze, eine Verbindung ins sichere Hamburg. Nun war ich nicht mehr nur für mich alleine verantwortlich, sondern auch für mein Kind. In mancher Nacht hat mir das Schreiben an einem Ort, wo der Weg zum nächsten Krankenhaus über vier Autostunden entfernt war, sehr viel Sicherheit gegeben. Doch trotz so mancher schlaflosen Nacht voller Angst war ich meist ganz bei mir, denn ich lebte einen Traum, der mich inspirierte.
Anderen zu erzählen, mir mein Pendant lebhaft vorzustellen, brachte mich – im Rückblick betrachtet- auf den Weg, mich schriftstellerisch lebendig zu äußern. Es fällt mir leichter zu schreiben, wenn ich mir Personen gezielt vorstelle und ich merke, dass mir jemand wirklich zuhört. Für mich scheint die weltweit kulturell tief verwurzelte Tradition des Erzählens die richtige Methode zu sein, um meine Gedanken später zu Papier zu bringen.
Meine Kinderbücher „Jasmin und die Streichholzmenschen“ und „Die Geheim-geheim-geheimbande aus der Blumenstrasse 22“ und „Polly Petroleum in geheimer Mission“ sind genau auf diese Art entstanden. Am Abend auf der Bettkante sitzend erzählt. Zuerst nur einem kleinen Fan und später einer ganzen Kindergruppe.
Und nach jeder Erzählsession, beim Abhören der live und ohne Skizze erzählten Geschichten, die ich irgendwie ganz gut fand, tanzten sie um mich herum, die kläffenden Phantome und rief hämisch „Wer glaubst du, wer du bist? J.K. Rowling?“ Doch es gibt auch mächtige Gegner im Kampf gegen die Phantome: Das ist zum einen das innere Feuer, das , wofür man brennt, das, was einen inspiriert, das, was einem ganz tief im Herzen zuraunt: „Nur Mut- gehe Deinen Weg“.
Zum anderen sind das die Menschen, die dazu beitrugen, dass sich mein Traum vom eigenen gedruckten Buch erfüllen konnte. Menschen, die sich vom Enthusiasmus anstecken ließen, Menschen, die selbst inneres Feuer spüren und wissen, dass man ohne das Hüten des inneren Feuers leer und hohl als leblose Hülle durch sein Leben streift. Sie stehen an deiner Seite und kämpfen mit dir gegen die kläffenden Phantome. Sie sagen:
„Ruhe bewahren. Keine Panik. Andere kochen auch nur mit Wasser.“
Und sie helfen dir ganz konkret, wenn du nicht weiter weißt. Ich glaube, ich hätte nichts in meinem Leben geschafft, wenn nicht auch immer eine große Menge an Menschen schützend ihre Hand über mich gehalten hätte.
Diese „Kraft des Zusammenhaltens“ ist vielleicht eine der schönsten menschlichen Erfahrungen, die man machen kann.
Einige Beispiele:
- Kein Verlag will mich bisher nehmen? Ein Netzwerk von freien Autoren steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Sie zeigen Alternativen auf- und besiegen das Phantom.
- Ich habe nur schmale finanzielle Mittel für das Lektorat des Kinderbuchs? Stefanie Knauer, Übersetzerin und Lektorin erweist mir einen echten Freundschaftsdienst und hilft.
- Kinderbücher brauchen Illustrationen? Katrin Dageför, Illustratorin und Künstlerin, glaubt an mich, zeichnet mir meine Homepage und illustriert mehrere Kurzgeschichten.
- Beim Sprung in die unbekannte Social Media Welt hält mich meine älteste Freundin Silke Schippmann fest an der Hand. Und sie verschafft mir nicht nur Zugang zu Neuland, sondern schenkt mir auch ein Jahr lang die Betreuung meiner Facebookseite. Einfach so… Ist das nicht unglaublich?
- Wer könnte besser aus 220 enggetippten Manuskriptseiten, 23 eingescannten Illustrationen und einer Flut von E-Mails ein professionelles Buch inklusive Covergestaltung erstellen als Thomas Römer? Ach hier kann ich nur sagen: Chapeau!
- „Eine Familie muss immer Zusammenhalten.“ sagt meine Familie.
- Chuñel zeichnet nächtelang die Skizzen für das Streichholzbuch.
- Ein kleiner großer Fan überrascht mich zu Weihnachten mit einer selbstgesprochenen Hörprobe meines Kinderbuches, den das weltbeste Musikstudio produziert.
… Diese Liste ließe sich bis ins Unendliche verlängern. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Menschen zum Gelingen dieses Projektes beitrugen, wieviel Zeit und Herzblut sie investierten, dann füllt sich mein Herz mit größter Freude und Dankbarkeit. Und ich möchte alles tausendfach zurückgeben und allen anderen auch dabei behilflich sein, ihren Traum zu verwirklichen. Es geht nicht darum, jetzt für immer und in Stein gemeißelt Kinderbuchautorin zu sein. Vielleicht ist es in fünf Jahren mein Traum, das Polarmeer zu erforschen und ich werde dafür brennen, Polarmeerforscherin zu werden. Träume ändern sich, denn wir bestehen aus vielen lebenswerten Facetten.
Es geht darum, sich lebendig zu fühlen. Und das Erleben von Träumen führt einen auf eine kostbare und bewegende innere sowie äußere Reise.
Ich danke allen Reisegefährten und schließe Euch in mein Abendgebet mit ein 😉
Hausaufgabe:
Wovon träumst Du? Schreibe 10 Dinge auf, die Du tun möchtest, bevor Du stirbst. Streiche 7 davon – und verwirkliche die restlichen 3 in den nächsten 5 Jahren. 😉